Der Vorkurs Kunst und Design bietet kunstbegeisterten Schüler*innen eine hilfreiche Ausbildung und somit eine sichere Zukunft.
An der Fachschule für Gestaltung arbeiten die Schüler*innen an diversen Projekten, die ihnen später zum Erfolg in einem künstlerischen Beruf verhelfen. Dabei werden sie von Lehrpersonen begleitet, die sie dabei unterstützen und ihnen gute Berufschancen ermöglichen. Die kreative Lernumgebung ist dabei die perfekte Atmosphäre, um ihre Talente zu entdecken und weiterzuentwickeln.
Abbildung 1: Kunstschule Bern (Quelle: SfGB - Schlussbericht.indd)
Das Klassenzimmer sprudelt nur so von faszinierender Kunst. Überall, wo man den Blick durchschweifen lässt, gibt es ein Werk zum bestaunen, nicht einmal die Decke bleibt dabei ausgelassen. Auf den Pulten liegen zerstreut die dafür benötigten Mittel: Pinsel, Stifte, Skizzen und Vorlagen. Eine Lehrperson gibt nacheinander den jungen Künstlern ein Feedback, doch davon lassen sich die anderen nicht ablenken und sind gedankenvertieft kreativ am Arbeiten.
Angebot der Kunstschule Bern
Der Vorkurs Kunst und Design an der Kunstschule Bern ermöglicht es Jugendlichen, ihre kreativen Begabungen und Neigungen zu finden.
Der Kurs bietet eine breite Palette an künstlerischen Techniken und kreativen Herausforderungen, die die Teilnehmer dazu anregen, ihre kreativen Fähigkeiten zu entwickeln und zu erweitern. Der Unterricht wird von erfahrenen Künstlern*innen und Designer*innen geleitet, die den Teilnehmern wertvolle Tipps mitgeben, so dass sie ihre künstlerischen Fähigkeiten verbessern.
Draussen auf dem Pausenareal bei den anderen Studenten, umgeben von einer hohen Skulptur und grünen Pflanzen, wurde noch ein persönlicher Einblick in den Alltag zweier Schülerinnen gezeigt. Auf die Frage, wie eine gewöhnliche Woche an der Schule für Gestaltung aussieht, teilte uns
N. Straubhaar mit, es gäbe im Verlauf des Jahres verschiedene Themenabschnitte, bei denen sie ein spezifisches Gebiet genauer untersuchen und dabei historische, fachspezifische und theoretische Komponenten mitgeteilt bekommen und dann anschliessend ein Produkt dementsprechend konstruieren. «Wir haben ein sehr breites Spektrum an Fächern», antwortete D. Schluchter, als wir uns über die Fachrichtungen erkundigten. Dazu gehören Grundlagen wie Zeichnen, Farbenlehre, Perspektive und Komposition sowie weitere Techniken, die für das Design und die Umsetzung von Kunstwerken wichtig sind. Auch die Arbeit mit verschiedenen Materialien wie Ton, Papier und Stoff werden geübt. Neben diesen Techniken werden auch kreative Fähigkeiten und Ideenfindung vermittelt. Die Schüler*innen lernen, wie man Ideen entwickelt und diese in ein künstlerisches Konzept umsetzt. Neben dem Unterricht gibt es auch regelmäßig Atelierbesuche und Ausflüge zu Museen und Galerien, um sie mit aktuellen künstlerischen Entwicklungen vertraut zu machen.
Durch diesen breiten Einblick, erhalten sie einen Gesamtüberblick von der Kunstbranche und zudem die Chance, ihre Talente zu entdecken und zu evaluieren.
Vorteile des Vorkurses
Ein weiterer Vorteil, den D. Schluchter betonte, ist die betreute Erstellung ihres professionellen Portfolios, welches sie fürs Bewerben auf ihre Traumarbeitsstellen dem Betrieb einreichen können. Dort liegt, laut ihrer Aussage, eine entscheidende Gewichtung bei der Stellensuche. Ein hervorragendes Portfolio verschafft nämlich bei dem Arbeitsgeber Ansehen und sorgt für gute Werbung. Die Tipps und Feedbacks helfen ihnen, ein solches erstklassiges Bewerbungsdossier zu gestalten und verschafft ihnen, in Betracht zu den nicht Kunstschul-Studenten, einen entscheidenden Vorteil. N. Straubhaar ergänzte sogar: «Wir beide wollen einen gestalterischen Beruf erlernen und um das zu tun, ist dieser Vorkurs beinahe notwendig, da man ansonsten keine Stelle findet.» Beim Nachbohren, ob es denn für diese anderen Künstler ohne Vorkurs nicht möglich sei, erhielten wir die Antwort, dass es nicht ausgeschlossen sei, es aber im Vergleich deutlich schwieriger sei, da der Vorkurs bei den Betrieben bekannt ist und man durch das Absolvieren automatisch in die «First-class», also die engere Auswahl, kommt.
Um diese Chance aber zu erlangen, ist ein schwieriger Weg durch das Aufnahmeverfahren nötig, das nur die Besten der Besten bis zum schlussendlichen Eintritt bestehen.
Die Bewerber*innen müssen dabei bis im Frühling des Vorjahres eine Mappe mit eigenen Werken einreichen und eine Aufnahmeprüfung bestehen. Die erste Runde bestand bei den zwei befragten Schülerinnen darin, eine Hausaufgabe zu erledigen, die dann per Post zusammen mit ihrem Portfolio, das zehn ihrer meistgelungenen Bildern beinhaltete, in die Schule einzureichen. Die beiden hatten zur Aufgabe, ein «Chaos» fotografisch festzuhalten, um es dann realistisch mit Bleistift oder Fineliner darzustellen. Zudem sollten sie in dieser Fotografie ein Fabelwesen erkennen, welches sie dann farbig zeichneten. Falls die Bewerber*innen eine Runde weiterkamen, wurden sie auf einen Prüfungstag vor Ort eingeladen, wo sie dann zum Thema Freizeit-Sportgeräte 3D arbeiteten.
Der Ausblick in die Zukunft
Die Schülerinnen haben das Ziel verfolgt, in eine Grafikfachklasse in Biel zu gelangen und beide wurden bereits angenommen und werden dort ihre Ausbildung fortfahren. Eine Fachklasse ist wie eine Berufslehre, welche man an einer Schule über vier Jahre bewältigen muss. Dieser Weg ist für die zwei besonders geeignet, weil sie die Berufsmaturität zu ihrer Fachlasse absolvieren möchten und jener ein obligatorischer Aspekt der Grafikfachklasse ist. “Es braucht viel mehr Eigeninitiative, um eine Berufslehre nach dem Vorkurs zu machen”, betonte N. Straubhaar, als wir sie nach einem für sie wesentlichen Unterschieden von der Fachklasse und einer Berufslehre fragten.
Ein klarer Nachteil der Fachklasse ist, dass man über die Zeit der Ausbildung nichts verdient, jedoch kann man ein halbjähriges Praktikum im Ausland machen während der Fachklasse, wovon sie enorm im sprachlichen wie auch in praktischen Gebieten profitieren kann.
Eine Herausforderung bei der Suche nach dem weiterführenden Weg nach der Fachklasse ist, dass die Nachfrage für diese gestalterischen Berufe sehr gross ist, zwar sind nur sehr wenige Stellen verfügbar. “In Bern gab es für das folgende Jahr nur zwei Lehrstellen als Grafiker*in”, teilte uns
N. Straubhaar enttäuscht mit und auch die Plätze in der Fachklasse sind natürlich begrenzt.
Die Schule für Gestaltung ist jedoch nicht nur auf den Vorkurs fokussiert, sondern bietet eine breite Auswahl an Ausbildungsmöglichkeiten, von Gestalterischen Berufsmittelschule über Bachelor- und Master- Studiengängen bis hin zu Weiterbildungsangeboten.
Rückblick auf den Vorkurs
Beide Schülerinnen schwärmen von dem Fortschritt, den sie im Vorkurs gemacht haben. Aufgrund der neuen Techniken, die sie kennengelernt haben, sind ihnen auch neue Möglichkeiten mitgegeben worden, wie sie ein Kunstprojekt angehen können. D. Schluchter sagt, sie habe in sehr viele Kunstrichtungen ein sehr breites Wissen entwickelt und ein überdurchschnittliches Können. Beide erwähnten die Adobe Programme, welche sie vor dem Vorkurs nur flüchtig kannten und jetzt sehr gut beherrschen. Dieses Jahr habe ihnen ausserdem auch gezeigt, was es überhaupt alles in dem breiten Spektrum der Kunst zu entdecken gäbe, berichteten die Schülerinnen.
“Der Horizont wurde mir erweitert” sagte N. Straubhaar mit einem Lächeln im Gesicht.
Trotz dem stolzen Preis von Fr. 13'820.– und den zusätzlichen 200 Franken für das Aufnahmeverfahren finden N. Straubhaar und D. Schluchter beide den Vorkurs Kunst und Design insgesamt äusserst lohnend. D. Schluchter brachte die Erinnerungen an verschiedenste Projekte und Ausflüge, welche oftmals einen sehr hohen Preis hatten oder auch die Lehrpersonen, die teilweise in ihrem Fachgebiet hoch geschult sind, hervor und daher ist es nach ihrem Empfinden eine gerechtfertigte Summe. Die Studentinnen sind offensichtlich von ihrem Glück an der Schule begeistert und zeigen ihre Freude mit viel Dankbarkeit.
Immer mehr Schüler und Schülerinnen wollen nach der obligatorischen Schule einen gestalterischen Beruf erlernen, jedoch fehlen die Ausbildungsplätze und die Schulabgänger*innen greifen auf andere Möglichkeiten, wie Fachklassen zurück. Dabei ist der Vorkurs ein Sprungbrett, welches sie bis zum Erfolg in Form einer erstklassigen Arbeitsstelle führt.
Text von Emma und Annick